Die Einzige noch in Resten erhaltene Wadiquerung des Qanat Fir'aun
Im Rahmen der Suche nach der Aquädukttrasse des Qanat Fir'aun ,konnte ich in den Jahren 2007-2009 ein geschlossenes dreidmensionales Geländemodell erarbeiten. Ausgehend von dem bereits 2007 entdeckten Staudamm in Dilli, dessen Höhenlage und weiteren aus Karten entnommenen Reststücken des Aquäduktes ergaben sich Zwangspunkte ,die in der weiteren Forschungsarbeit zu vermutlichen Linienführungen der Gesamttrasse führten.
Beim übereinanderlegen mit Satellitenbildern verschiedenen Alters konnten so weitere Strukturen, bisher unbekannten Aquäduktabschnitten zugeordnet werden, oder beschriebene wieder aufgefunden werden.
Bei der weiteren Analyse konnte auf den Satellitenbildern auch eine Struktur ausgemacht werden, die sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nur als Aquäduktbrücke interpretieren ließ.
Im Jahr 2009 ergab sich die Möglichkeit diesen Ort östlich der heutigen Stadt Sheik Mishkin aufzusuchen. Es führten keine Straßen dorthin, mittels Gps erreichten wir aber den Ort und fanden die Erkenntnisse der theoretischen Arbeit bestätigt.
Es handelt sich um eine bisher unbekannte ca. 135m lange und 1,80m breite Brücke aus einer Basaltschalenkonstruktion dem Opus Implectum. Der Fundamentsockel, welcher im mittleren Bereich der Brücke auf ca. 60m Länge über dem Gelände liegt hat einen seitlichen Überstand und ist 2,10m breit.
Die regelmäßigen Steinreihen aus Basaltquadern wurden als Sichtschalung ausgeführt und dann mit Opus Cementitium und Bruchsteinen verfüllt und zur weiteren Verdichtung eingestampft. Das so entstandene in seiner maximalen Höhe von ca. 9,50m (bis zur Abdeckung des Wasserkanals) über die Wadisohle führende Bauwerk besitzt in Teilen noch eine 1 ptolomäische Elle breite Fließrinne ( 53,2cm ) aus hydraulischem Zement (Opus Signinum). Im Laufe der Jahrhunderte wurde durch Hochwasser und Erdbeben in der Flußmitte ein ca. 27 m breites Stück der Brücke herausgebrochen. Vor Ort waren unmittelbar Unterstrom aber keine Steine mehr davon zu finden, so dass anhand der Höhe des Bauwerkes, der notwendigen Gewölbedicke und Überdeckung bis zur Unterkante des Specus (der eigentlich wasserführende Korpus des Aquäduktes) ,rekonstruiert werden kann, dass es sich um 3 ca. 6-7m weite Gewölbe (Halbkreisbögen) mit einer Gewölbedicke von ca. 50 cm gehandelt haben muss. Es sind keine Kämpfersteine, oder auch Gewölbesteine in der Kürze der Zeit aufzufinden gewesen. Der Zustand der Stirnmauern im weiteren Verlauf ist erdenklich schlecht, da die akkurat behauenen und teilweise auch bossierten Basaltquader der äußeren Schale immer noch von den Ortsansässigen Hirten für Verschläge und Hütten genutzt werden.
In Fließrichtung Süden konnte der Verlauf des Aquäduktes noch Bodengleich auf einer Länge von 200m dokumentiert werden, danach verlor sich die Struktur im gepflügten und bestellten Acker.
Auf der nördlichen Seite verlor sich die ankommende Trasse nach einem Knick nach Westen direkt am Ende der Brücke. Allerdings konnte auf der nördlichen Seite in ca. 40 m Entfernung Unterstrom, eine verwitterte Steinsetzung festgestellt werden, die sich aufgrund Ihrer halbrunden Form und betonten Eckvorsprüngen, eventuell als Exedra eines kleinen Wasserheiligtum interpretieren lässt. Das sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in unmittelbarer Nähe der Brücke auch eine Furt befand, lässt sich durch eine noch in der Bodenkontur erkennbare 20x20m große nahezu quadratische Struktur Unterstromseitig der Brücke an deren Südende erhärten.
Diese sich an die Brücke anschmiegende Struktur, bildete ein Plateau, vereinzelt herumliegende Terra Sigilata (weit im röm. Militär verbreitetes Steingut mit meist glänzender roter Oberfläche), deuten vielleicht auf ein Kleinkastell hin, welches sowohl zum Schutz des Aquädukts, wie auch der Furt diente.
Eine gleichartige Situation eines Kastells unmittelbar an der Aquädukttrasse, ließ sich zum Beispiel auch einige Kilometer nordnordwestlich der Brücke, bereits anhand von Satellitenbildern verifizieren.
Die Bedeutung dieser neu entdeckten Aquäduktbrücke liegt darin ,dass sie das einzige noch aus römischer Zeit existente Bauwerk dieser Komplexität und erhaltenen Höhe darstellt. Viele weitere kürzere Bereiche des Aquäduktes die bodengleich, oder nur 1 oder 2m über dem Gelände entlang der Höhenlinien verliefen, sind mittlerweile nicht mehr in Situ, wurden umgebaggert, abgetragen oder weggepflügt. Im Zusammenhang zwischen dem vermutlichen kleinen Nymphäum und den Resten der Befestigung ist die Ortslage sicherlich ein lohnenswertes Objekt zukünftiger Forschungen, wenn die politischen Verhältnisse dies zulassen und die Zerstörung nicht mehr voranschreitet.
Der Qanat Fir'aun führt weiter südlicher Richtung, mehr Infos über den folgenden Abschnitt erhalten Sie hier.