Kanatir fok Kanatir
So wurde Konsul Wetzstein verständlich gemacht das ein besonderes Bauwerk das Wadi esh Shellale überbrückt. Also Bogen über Bogen, geblieben ist davon leider nur der westliche Flusspfeiler, die Tunneleingänge Ost und West und ein 12 m langes Plateau welches Basis des westlichen Widerlagers und eines Wasserbeckens war.
Durch S. Mittmann wurde während seiner Grabungskampagne auf Khirbet es Zeraqon die Vermutung angestellt, das die Ruinen oder besser die Fundamente der Brücke zu einer Straßentrasse gehören. Bereits 2002 und 2003 wurde durch das Team des BAI mittels geophysikalischer Analysen und umfangreicher Vermessungen festgestellt, dass sowohl die untersuchten Bauschächte, wie auch die Brücke eher in die römische Zeit, als in die Frühe Bronzezeit des Khirbet er Zeraqon gehören. Das Projekt Qanat Fir'aun kann man im Grunde nur Herrn Prof. H. Fahlbusch aus Lübeck verdanken, welcher nach meinen ersten Literaturhinweisen bereits 2003 an ein Aquädukt glaubte und dies der Uni Darmstadt unter Leitung des anerkannten Wasserbauprofessors M. Döring mitteilte.
Tatsächlich stellte sich nach ersten Untersuchungen unumstößlich heraus, dass es sich ehemals um eine Aquäduktbrücke handelte.
In mehreren Veröffentlichungen wurden die im Abstand 18-22m oberstrom angeordneten ca. 5 x 2,50 großen Ummauerungen als Widerlager einer Betriebsbrücke interpretiert. Im aktuellen Buch über das Aquädukt wird die leider nicht nachvollziehbare These einer Aquäduktbrücke aus Bauphase I vertreten. Weder durch die, selbst auf den Bildern zu erkennende, deutlich niedrigere Höhenlage dieser Ruinen noch durch an -oder abgehende Bauschächte lässt sich diese Angabe stützen.
Bei beiden Ummauerungen war bereits 2003 die Flussseitige Wand eingebrochen, die Läufer und Binder Bauweise mit einzelnen Kammern, verweist eindeutig nicht auf eine Pfeilerartige Konstruktion. Die von Böser/Otto bei der ersten Aufnahme mit rund 44m lichter Weite angegebene "Betriebsbrücke" wurde auch von M.Döring 2004 so vertreten. Böser/Otto kannten jedoch die reale Struktur am Osthang nicht und konstruierten aus der Lage der Schutthalde, so ein parallel zur Struktur auf der Westseite liegendes virtuelles Widerlager auf gleicher Höhenlage (deshalb auch 44m lichte Weite). Entsprechend meinen für das BAI Wuppertal durchgeführten Vermessungen von 2003 kann jedoch eindeutig belegt werden, dass beide Ummauerungen eine lichte Weite zueinander von 40,78m haben und die östliche Seite um 1,80 tiefer als die Westliche liegt. Ebenfalls sind beide Strukturen nicht Parallel zueinander ausgerichtet.
Aufgrund und mit Hilfe der oben genannten Vermessung von insgesamt 5000 Punkten, in der nächsten Nähe der Brücke und in Auswertung der Bilder, kann folgendes für die eigentliche Aquäduktbrücke festgehalten werden:
Die untere Bogenreihe stand auf 5,50m breiten Fundamenten (wie der westliche Flusspfeiler noch beweist), das Bauwerk verjüngte sich in der 2. Bogenreihe auf ca. 3,0m Breite. Die exakte Breite des Specus ist entsprechend kleiner einzuschätzen.
Die lichte Weite des Hauptbogens lässt sich aus den verbliebenen in Situ befindlichen Bauresten auf 10,5-11,0 m festlegen.
Die von S. Mittmann 1999 geäußerte Vermutung, das es sich um 4-5 Bögen in der unteren Ebene und 9 in der oberen handelte, lässt sich nach Analyse der am östlichen Hang befindlichen Bauwerksreste, dem Hauptbogen und den sich auch aus den Höhenverhältnissen ergebenden lichten Weiten ( Höhe der Ebene - Gewölbe und geringe Überdeckung - 1/2 lichte Weite = Restpfeilerhöhe ) so nicht vollständig bestätigen. Neben dem westlichen und östlichen Flußpfeiler sind am östlichen Hang nur 2 definierte Strukturen ( Bogen untere Ebene und Widerlager 2. Ebene) und am westlichen Hang ebenfalls nur 2 ( Höhe 414m asl und 418m asl ,alles andere liegt im Schuttberg verborgen) klar zu erkennen. Am westlichen Ende der Brücke schließt das noch vorhandene Steinplateau mit einem Bogen der oberen Reihe ab.
Das auf 3,70m verbreiterte Steinplateau, trug wie unten nachgewiesen wird, ein Absetz-und Überleitungsbecken. Zu beachten ist ebenso, das im Regelfall aus statischen Gründen die Pfeilerstellungen der oberen Bogenreihe, direkt über den Pfeilern, oder dem Scheitel des darunterliegenden Bogens errichtet wurden. So konnten die auftretenden Kräfte direkt in den Bogen ( Druck auf den Scheitel) oder gerade in den Pfeiler abgeleitet werden. Zusätzlich waren als Konstruktionsprinzipien ebenfalls die möglichst gleichen Bogenweiten wichtig, so konnte die gerade hier sehr knappe und teure Ressource Holz für das Traggerüst, effektiv wieder genutzt werden.
Hierzu das am Computer erstellte Modell:
Die Gesamtlänge über alles betrug inkl. des am westlichen Widerlagers befindlichen Beckens von Mundloch zu Mundloch des Aquädukttunnels 121m (auf Sohlhöhe 117,03m) Die Sohlhöhe am westlichen Mundloch errechnet sich zu 426,53m asl.
Die Gesamthöhe bis zur Aquäduktsohle über dem Bachbett liegt bei 18,25m zzgl. der Höhe des Specus ab Sohle (~1,75m inkl. Abdeckung)
Die Fließbreite in den weiterführenden Tunnel lag real bei ~90cm, da die Führungssteine der Schütze am Ende des Überleitungsbeckens nicht mehr vorhanden sind, ist eine definitive Aussage hierzu nicht mehr möglich, betrug aber max. 2 große Ellen, dies entsprach hier ~1,09m. Diesen Grundmaßen entsprechend wurde auch das benannte Becken ausgeführt. Hier wurde scheinbar besonderen Wert auf die Rechtwinkligkeit zum ankommenden und abgehenden Kanal geachtet ,denn an der Südwestecke des Beckens wurde die Innenseite aus dem Stein ausgeklinkt, während an der Nordwestecke des Beckens der außen an den Umfassungsstein angrenzende Bereich ausgeklinkt wurde.
Ebenso sind zahlreiche der sehr regelmäßig behauenen Sandsteinquader exakt nach diesem Ellenmaß erstellt ( Länge vielfach gemessen 109,2 cm bei einer Breite und Höhe von 54,8cm) Zusätzlich gibt es selbstverständlich auch Steinlagen mit Fuß und Schritt-maßen (2 1/2 Fuß)
Das nachweislich auf 2,18 m Breite angelegte und vermutlich 4,60 m lange Becken, am westlichen Widerlager, war gegenüber der Fließsohle um ~1,75m nach unten vertieft und hatte, gemäß der Messungen, am Boden ein der Aquäduktfließrichtung entgegengesetztes Gefälle von ~ 6,3%. An dessen Tiefpunkt wird sicherlich, wie bei ähnlichen Becken, eine oder mehrere Reinigungsöffnungen vorhanden gewesen sein.
Das Becken hat Auslaufseitig noch eine 1,10m x 0,55 m tiefe Aussparung, hier befand sich wie auch bei vergleichbaren Becken in der Literatur, eine Regulierungseinheit über ein oder mehrere verstellbare Schütze. Diese Aussparung ist mit zwei verstürzten, oder bewusst hereingelegten gebrochenen Steinen verlegt, diese liegen aber klar dort nicht in Situ.
Das bisher niemand der zahlreichen Forschenden vor Ort das Becken als solches erkannte, liegt neben der nur noch rudimentär vorhandenen Einfassung auch im völligen Fehlen des sonst markanten Opus Signinum, als wasserdichten Verputz, eines solchen Beckens. Doch bei genauer Betrachtung der Gesamtsituation und der Details findet sich auch hierfür eine plausible Lösung. Allein im selbst beobachteten Zeitraum von 2003 -2010 ist "gut erhaltenes" Baumaterial mit Gewichten von mehreren Hundert kg pro Stein vom Brückenstandort "verschwunden". In diesem Falle wurde wie man noch an einigen Steinplatten des Beckenbodens erkennen kann, eine besondere Form des Opus Signinum mit eingelegtem Rhombenförmigem Pflaster verlegt. Entweder diente dies dem Schmuck, der besseren Reinigung, oder der Überbrückung der heute noch sichtbaren Unebenheiten und Fugen des Beckenbodens. Diese der Abschätzung nach ca. 5-8 cm hohen Steine, konnten wesentlich "leichter und praktischer" entwendet werden, als die oben benannten und hinterließen so auf den noch vorhandenen Steinen nur feine Strukturen des wasserdichten Mörtels.
Vergleichbare Mischformen des Opus Signinum auch mit Steinformen als Opus Spicatum, oder als Opus Sectile ausgeführt, sind in der Literatur mehrfach zu finden. (ähnlich auch Boden Areal D in Abila) Ebenso findet sich die technisch identische und prinzipiell ähnliche Ausführung des Beckens zum Beispiel am Madradag-Aquädukt in Pergamon (vergleiche auch Darstellung nach Garbrecht)
Einzelne im Umfeld herumliegende Steine mit halbkugelförmigen Ausarbeitungen legen die Vermutung nahe, dass es eventuell auch eine Nuria am Bauwerk existiert haben könnte ,welche das Wasser des Wadi esh Sehellale bei Bedarf auf die Höhe des Aquäduktes hob und es mit einspeiste.
Ein solches auf einem großen Holzstamm drehendes Wasserrad ist in der Region nichts ungewöhnliches und könnte eventuell auch die Mauerstrukturen Oberstrom erklären. Ich würde mich diese Stelle betreffend über eine konstruktive Diskussion freuen. ;-)
Nun am westlichen Hang des Wadi esh Shellale entlang laufend ( Link zum Wadi esh Shellale )wurde der Qanat Fir'aun zu den Quellen bei Er-Rahub den "Cavea Roob" der Kreuzfahrerzeit geführt. Hier der Link zur Cavea Roob