Die Dekapolisstadt Gadara liegt, obwohl von perennierenden Flüssen umgeben,
den Yarmuk im Norden, den Jordan im Westen und das Wadi el Arab im Süden, doch abgeschnitten von diesen Wasserressourcen, da im Schnitt 500 Höhenmeter dazwischen sind.
Deshalb wurde das System der Wasserversorgung seit der Frühzeit der hellenistischen Besiedlung ständig weiterentwickelt und vergrößert.
Zu Beginn der Besiedlung, über ein System von Zisternen Oberflächenwasser sammelnd und durch in der Umgebung liegende Quellen vervollständigt, wurde später ein Wasserleitungssystem aus einer stark und regelmäßig schüttenden Quelle in Qanatbauweise errichtet. Vermutlich wurde hierbei das Wasser in einer oder mehreren Rohrleitungen geführt. Der Beginn dieser Leitung ist unzweifelhaft die Ain et Turab.
Innerhalb des Akropolishügels der Stadt fanden sich 2 Tunnelsysteme zur Wasserversorgung, welche einzig und allein aufgrund der Höhenlage am Ende der Tunnel als "oberer" und "unterer" Tunnel bezeichnet werden.
Am Zulauf vom Aquädukt, am noch in situ liegenden Schützstein, liegt die Sohle des "Oberen" , allerdings sogar unter der des "unteren" Tunnels / Wasserkanals.
Aus dem Bauzustand und der vermeintlich kontinuierlich höheren Lage des oberen Tunnels wurde im allgemeinen immer von einem unvollendeten Bauwerk, welches nach dem unteren Tunnel errichtet wurde, ausgegangen. Von P.Keilholz ausgewertete C14 Ergebnisse von Putz aus dem oberen Tunnel, legen allerdings eine Bauzeit deutlich vor Chr. nahe. Die von S.Kerner dokumentierte Situation am Beginn des oberen Tunnels ( neben der Aquäduktbrücke) kann keine Erklärung zur Funktion geben.
Aufgrund der Komplexität verweise ich hierzu auch auf die Literatur, von S.Kerner/A.Hoffmann ,T.Weber, P.Keilholz und weiteren, zu diese Themen und Gadara im allgemeinen.
Vor allem die detaillierten Untersuchungen zum jeweiligen Abfluss, der verschiedenen Auslassöffnungen in der am Tunnelende befindlichen Staumauer, durch P.Keilholz, führten hier wiederum zur Klärung der Situation rückwärtig bis zum Schützstein und über die Aquäduktbrücke hinaus.
So konnte ich aus den Vermessungsdaten und festgestellten Veränderungen am Schützstein einen Längsschnitt erarbeiten, der durch P.Keilholz im hydraulischen Gesamtsystem nachgerechnet wurde und sich so bestätigen ließ.
Ebenso ist nach Analyse all dieser Daten festzuhalten, dass das Nymphäum am Decumanus Maximus über mindestens 2 Becken ( Bodenhöhe 349,55m asl und 347,90m asl) befüllt werden konnte und dann das Wasser über 3 Ebenen abfließen lassen konnte. Ob ursprünglich eine noch höhere "Bespielung" des Nymphäums vorgesehen war ist noch strittig.
Hinter bzw. in der Staumauer des unteren Tunnels wurde das Wasser unter anderem zu diesen Becken auf dem Nymphäum verteilt, wie auch über ein direkt dem Nymphäum gegenüber liegendes Becken in eine Basaltdruckrohrleitung von 500m Länge eingespeist
Der am 25.10.2010 aufgefundene Rest des Druckturms befindet sich auf einer Geländehöhe von 338m asl und ist noch auf ca. 1,50m Höhe erhalten.
Da sich das Einlaufbecken der Druckleitung auf einer Höhe von ca. 346,50m asl befand, ist das Kopfbecken auf dem Druckturm, unter Berücksichtigung der Rohrreibung, Länge und Höhenverhältnissen, bei 344m asl zu vermuten. Ob es eine weiterführende Druckleitung, oder nur eine Freispiegelleitung in Richtung der westlichen Stadtgrenze gab, ist nicht bekannt.
Zum Vergleich der hier gemachten Angaben mit den vor den Stadtunneln aufgefundenen Brücken hier noch einmal der Link.
Zu den beiden Qanaten zwischen der Ain et Turab und Gadara verweise ich auf die folgende Unterseite: Die beiden Qanate im Wadi ain et Turab